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Dschungel, Urwald, Grünes Band

  • brisieno
  • 8. Juni 2024
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 7. Feb.

Tag 47, 29km, 6,15 Stunden

Salzwedel - Kläden


Das Wetter ist super! Aber 29km fast ausschließlich in der prallen Sonne sind nix für mich!



Erstmal musste ich heute früh ja ein paar extra Kilometer absolvieren, um auf die Etappe zu kommen. Hälfte Straße, Hälfte Wald. Das ging sehr schön los, aber durch den Wald ist schon länger keiner mehr. Es begann als normaler Waldweg, auch ausgeschildert, aber dann wuchs er immer mehr zu. Teilweise waren die Gräser höher als ich, direkt neben dem Weg Wasser/ Sumpf- sehr spannend. Irgendwann wusste ich nicht mehr, wovon die Arme kribbelten: Mücken, Fliegen, Gräser, Spinnweben, Brennnesseln, Schweiß... heute abend gab es einen extra Check nach Zecken!


Dann waren lange Kilometer auf dem Kolonnenweg angesagt, auch der immer wieder sehr zugewachsen. Es war wunderschön, wenn ich mehr Ahnung von Flora und Fauna hätte, hätte es bestimmt viel zu entdecken gegeben. Aber fast alles in der Sonne.

 

Zwischendurch mal wieder eine verschwundene Ortschaft. Jahrsau wurde in der „Aktion Ungeziefer“ platt gemacht. Wie kommt man auf so einen menschenverachtenden Namen, frage ich mich immer wieder? Was konnten die Menschen dafür, dass sie plötzlich an einer Grenze wohnten?

 

Aktion "Ungeziefer"

Schon früh nach Kriegsende sah die Regierung Ostdeutschlands große Gefahren entlang der Grenzlinie. Die immer weiter ausgebauten Grenzanlagen reichten jedoch in ihren Augen nicht aus, grenznahe Dörfer wurden „geschleift“, d.h. dem Erdboden gleich gemacht, ihre Bewohner zwangsumgesiedelt. Das Programm trug den menschenverachtenden Namen „Aktion Ungeziefer“. Die Anweisungen lauteten, alle Bürger zu überprüfen und „politisch unzuverlässige“ Personen auszuweisen, Willkür und Denunzierung gehörten zu Tagesordnung.

„Alle ausgewiesenen Personen mussten nach Bekanntgabe oft innerhalb weniger Stunden die Sperrzone verlassen, ohne zu wissen, wo sie künftig wohnen würden. Eine ursprünglich vorgesehene Frist von zwei Tagen wurde bei der praktischen Durchführung der Ausweisungen kaum eingehalten und die Betroffenen wurden häufig überrumpelt.“ „Darunter befanden sich Landwirte, Geschäftsleute, Hausfrauen, Handwerker, Angestellte, Arbeiterinnen und Rentner. Die meisten waren im Alter zwischen 40 und 60 Jahren und wurden überwiegend als kriminell abgestempelt.“  

 

Der Jahrsauer Sack, wie die Streckenführung des Kolonnenwegs um den ehemaligen Ort heißt, war ein klarer Fall von "sah auf der Karte kürzer aus"!

Danach brauchte ich dringend eine Pause, mal wieder auf einem Hochsitz, Bänke waren Mangelware. Mein innerer Kompass bzw. Kilometerzähler funktionierten auch nicht richtig. Normalerweise kann ich das ganz gut abschätzen, heute hatte ich immer wieder das Gefühl, schon viel mehr geschafft zu haben als es dann tatsächlich war.

Die letzten zusätzlichen Kilometer Richtung Arendsee zogen sich auch nochmal, aber nach Dusche, Schläfchen und Abendessen ist alles wieder gut.

 


Unterkunft: Wolfshotel Arendsee**

Klassisches Landhotel, alles vorhanden


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